Katharina Andes 
Hülle
02.07.2021—12.09.2021

Andes entwirft ein neues Kapitel zur ehemaligen künstlerischen Bewohnerin des Hauses Eva Vargas. Diese Mal zu dem für ihr Werk einflußreichen Band “Theater im Schaufenster” von Heinz Schubert: 

„Doch die Puppe ist, vielleicht, weil sie nicht lebt, auch ein Objekt, an dem die Zeit vorüber geht. Wenn es nicht gar zu heftig in der Mode zugeht, so heftig, dass nicht nur die Konfektionen, sondern gleich auch die Figur gewechselt werden muss, dann kann eine und dieselbe Puppe die Mode lächelnd und mit anmutig von sich gestreckten Arm überstehen, ohne aus der Zeit zu fallen, aus der Mode zu kommen.“

Theater im Schaufenster, Heinz Schubert

Die Schneiderbüste dient als Material für den Entwurfsprozess modischer Gewandung. Die Mode suggeriert dem Menschen sich vor etwas schützen zu müssen. Die Skulptur ist nackt, schutzlos, den Gezeiten und Blicken der Betrachter ausgesetzt und verweilt in einer für ihren Köper unnatürlichen menschlichen Haltung.



Die Puppe an sich gilt in der Literatur und in der Kunst als Modell für den Menschen, reduziert, statisch, kopflos und emotionslos.

Die Mode unterliegt dem Vorurteil oberflächlich zu sein, dem Gegenüber steht die japanische Philosophie des „MA“, welche den Zwischenraum, die Pause und die Leere beschreibt. Ein abstraktes Konzept, das Anwendungen in vielen Bereichen findet: Sprache, Kunst, Architektur und Gesellschaft. 

„Ma”, der Zwischenraum, beschreibt besondere Grenzzone von Körper und Kleid: Das Ma entsteht, wenn ein Kleidungsstück getragen wird, und verschwindet, wenn das Kleidungsstück wieder abgelegt wurde.

Diesen in der westlichen Kultur vernachlässigten Zwischenraum von Körper und Kleid wird in der Bildserie der Skulptur sichtbar gemacht. Dabei ist ein Objekt entstanden: es trägt auf der Innenseite den Abdruck des zuvor anwesenden Körpers, und auf der Aussenseite den Abdruck des zuvor getragenen Kleidungsstücks. Eigentlich ist das Ma variabel, und mein festes und abgegossenes Objekt ist eher eine Interpretation davon.

Durch das „ma“ fließen unsere Bewegungen, Körperwärme und Körperflüssigkeiten - ein sehr eigener und persönlicher Raum. Es dient als mein Werkzeug, für ein neues Verständnis zwischen Raum, Kleid, Körper und Zeit. Es zeigt, was sich unter der Oberfläche, jenseits der Oberflächlichkeit, bewegt und abzeichnet.

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Mark